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Die Krankheit

Wie bereits auf der Startseite angedeutet, wird die Hypophosphatasie häufig nicht als solche erkannt. Das liegt daran, dass diese Krankheit einerseits sehr selten ist, andererseits ist auch die Variationsbreite an möglichen Symptomen so groß, dass eine eindeutige Diagnose oft erst nach mehreren Anläufen gelingt.

Definition

Was sind nun die genauen Ursachen und wie "funktioniert" die Krankheit Hypophosphatasie? Einfach ausgedrückt, sorgen mehrere genetische Defekte auf einem bestimmten Gen (1p34-36) dafür, dass das Enzym alkalische Phosphatase - genauer gesagt, die gewebe-unspezifische alkalische Phosphatase (engl. TNSALP für tissue non-specific alkaline phosphatase) - in zu geringer Konzentration hergestellt wird und/oder zu wenig Aktivität zeigt. (Quelle:siehe hier)

Die alkalische Phosphatase (ALP) besteht aus mehreren Isoenzymen (gemessen wird aber meistens nur die gesamte ALP im Blut), die in unterschiedlichen Organen im Körper und in den Knochen produziert werden. Es gibt spezifische ALPs und eine gewebeunspezifische ALP. (siehe auch: http://www.roche.at/_pdf/_pdf_reflotron/Alkalische_Phosphatase.pdf)

Die alkalische Phosphatase spielt eine wesentliche Rolle beim Aufbau der Knochen. Es lässt sich daher leicht vorstellen, was passiert, wenn dieses Enzym in nicht ausreichender Menge zur Verfügung steht: Diejenigen Zellen, die den Knochen aufbauen, die Osteoblasten, benötigen dazu große Mengen der alkalischen Phosphatase, die sie teilweise selbst herstellen, teilweise aus dem Blutkreislauf entnehmen. Die ALP spaltet verschiedene Vorprodukte, insbesondere anorganisches Pyrophosphat, auf und gewinnt so Phosphat, das sich in speziellen Ausstülpungen der Osteoblasten zusammen mit Kalzium zu Kalziumphosphat verbindet, dem eigentlichen Knochengrundstoff. Wenn die nun die ALP fehlt, kann auch nicht genügend Kalziumphosphat in die Kollagenmatrix der Knochen eingelagert werden und diese werden (oder bleiben) weich und spröde. Diejenigen Substanzen, die normalerweise von der alkalischen Phosphatase aufgespalten werden, reichern sich in Blut und/oder Urin an und dienen so der sicheren Diagnose der Hypophosphatasie. Speziell das anorganische Pyrophosphat hemmt aber auch selbst aktiv die Knochenmineralisation und führt in vielen Fällen zur Ausschüttung von Entzündungs- und Fieberbotenstoffen (Prostaglandinen) und damit zu Entzündungsreaktionen in Knochen nd Muskeln. Als zusätzliche Folge können sich Pyrophosphatkalziumkristalle auch außerhalb der Osteoblasten bilden und sich im Organisamus ansammeln. Dies kann zu weiteren Problemen in Gelenken, den Nieren oder auch in Blutgefäßen führen.

Die Forschung unterscheidet insgesamt sechs verschiedene Verlaufsformen der Hypophosphatasie, die dadurch eine sehr große Variabilität hinsichtlich ihre klinischen Erscheinungsbildes aufweist. Siehe hierzu die Seite Formen

Die Folgen des Mangels an alkalischer Phosphatase sind für den gesamten Körper gravierend: Im Säuglingsalter zeigen sich Deformierungen des Schädels durch frühzeitig verknöcherte Schädelnähte, durch zu weiche Knochen im Brustkorb kommt es zu Problemen mit der Atmung, fast alle Knochen können brechen oder sich verformen. Diese Tendenz steigt mit der mechanischen Belastung, etwa beim Laufen. Da auch die Wachstumsfugen der Knochen in Mitleidenschaft gezogen werden, ist Minder- bzw. Kleinwuchs ebenfalls ein häufiges Symptom der Hypophosphatasie. Die Symptome sind allerdings nicht nur auf den Skelettaufbau beschränkt, sondern betreffen auch weitere Körperfunktionen, wie die Verdauung und die Nervenfunktion. Eine ausführliche Liste mit möglichen Symptomen finden Sie auf der Seite Diagnostik. Bei den erwachsenen Patienten kommt es häufig zur Osteomalazie und insgesamt einem klinischen Bild, das an eine mittlere bis starke Osteoporose erinnert.

Vererbung

Hypophosphatasie wird in den meisten Fällen autosomal rezessiv vererbt. Zur Erklärung: Üblicherweise besteht das menschliche Erbgut, das bei der Vereinigung von Ei- und Samenzelle entsteht, aus zwei kompletten Sätzen von Chromosomen (2 x 23, also insgesamt 46). Ist nun in einem Satz ein Chromosom teilweise defekt, kann dies bei rezessiv vererbten Krankheiten durch das entsprechende intakte Gen des zweiten Satzes ausgeglichen werden. Nur wenn in beiden Chromosomensätzen dieselben oder ähnliche Defekte vorliegen, kommt es zu einer Vererbung der Krankheit. Dies erklärt, weshalb die Hypophosphatasie so selten auftritt. Autosomal bedeutet, dass der Defekt weder auf dem X- noch auf dem Y-Chromosom liegt, die das Geschlecht des Kindes bestimmen, sondern auf den sogenannten Autosomen. Hypophosphatasie wird also an Jungen wie an Mädchen gleich häufig vererbt. In einigen Fällen ist auch eine dominante Vererbung der Hypophosphatasie festgestellt worden, zumeist bei etwas milderen Verläufen. Berichtet wurde in diesem Zusammenhang auch über einen so genannten dominant negativen Effekt, der die berichteten Mischformen zwischen dominanter und rezessiver Vererbung der Hypophosphatasie in einigen Familien erklären helfen dürfte. 

 

 

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