Maßnahmen
Die Hypophosphatasie
ist zwar nicht heilbar, es gibt jedoch einige Maßnahmen, die die Folgen und
den Verlauf der Krankheit positiv beeinflussen können.
- Die Substitution
mit Vitamin D im Säuglings- und Kindesalter sollte mit einem Zentrum für
Knochenerkrankungen abgesprochen werden. Eine hoch dosierte Vitamin-D-Therapie,
wie für eine Rachitis empfohlen, sollte bei der HP vermieden werden. Auch
wenn die Symptome sich ähneln, ist die Hypophosphatasie eine völlig anders
gelagerte Krankheit, die nicht mit zusätzlich hochdosierten Vitamin-D-Gaben
behandelt werden darf. Dies kann zu einer massiven Hyperkalzämie und schweren
Folgeschäden führen.
- Die Hypophosphatasie
kann zu erhöhten Kalziumwerten im Blut führen, daher sollte eine zusätzliche
Kalzium-Substitution mit einem Zentrum für Knochenerkrankungen abgesprochen
werden.
- Aus diesem
Grund sollten HPP-Patienten auch nur sehr kontrolliert Milchprodukte zu
sich nehmen, auch hier droht unter Umständen eine Hyperkalzämie mit der
möglichen Folge von Nierensteinen. Natürlich benötigen auch HPP-Patienten
Kalzium, doch sollte die Menge der verzehrten Milchprodukte vom regelmäßig
beobachteten Kalziumspiegel im Blut abhängig gemacht werden.
- Für alle Krankheitsformen
gilt: Eine sanfte Belastung in Form von Krankengymnastik und Hydrotherapie
fördert den Aufbau einer stabilen Muskulatur zur Stützung des Skeletts und
ist damit sehr wünschenswert. Sinnvoll ist dies vor allem im Kindesalter,
wenn sich der Bewegungsapparat noch im Aufbau befindet. Zusätzlich ist (trotz
des TNSALP-Mangels) von einem knochenaufbauenden Effekt durch eine gezielte
körperliche Tätigkeit auszugehen - was natürlich für alle Altersgruppen
gilt.
- Sportliche
Betätigungen sind grundsätzlich möglich, sollten aber mit dem behandelnden
Arzt besprochen werden. Bei schwereren Krankheitsverläufen sind Stöße und
Stürze unbedingt zu vermeiden, da sie sehr schnell zu Brüchen führen können.
Optimal dürften Sportarten mit fließenden Bewegungen sein, z.B. Radfahren
oder Schwimmen.
- Eine regelmäßige
Überwachung der alkalischen Phosphatase und des Mineralstoffwechsels ist
dauerhaft wichtig, um eine Entwicklung der Krankheit langfristig nachvollziehen
zu können und auf Veränderungen rechtzeitig reagieren zu können; diese Beobachtung
sollte nach Möglichkeit lebenslang fortgesetzt werden, da auch Patienten
mit kindlicher Form der Hypophosphatasie im Erwachsenenalter weiter oder
erneut Beschwerden haben können.
- Größte Vorsicht
ist bei der Versorgung von Frakturen geboten, denn die Heilung ist oft langwierig
und sollte nach Möglichkeit durch operative Maßnahmen unterstützt werden,
da ansonsten der betroffene Knochen erst nach sehr langer Zeit wieder belastet
werden kann (bis zu einem Jahr). Hier haben sich so genannte Marknagelungen
besonders bewährt, da sie die größte Stabilität und die schnellste Heilung
bieten. Die Marknägel sollten so lange als möglich im Knochen belassen oder
im Zweifelsfall in derselben OP-Sitzung durch neue ersetzt werden. Diese
Lösung ist jedoch für Kinder nicht immer geeignet, da deren Knochen sich
noch im Wachstum befinden. Auf alle Fälle sollte das Vorgehen mit einem
Zentrum für Knochenerkrankungen abgesprochen werden.
- Kieferorthopädische
Maßnahmen sind ebenfalls nur mit entsprechender Vorsicht durchzuführen.
So können etwa Zahnspangen bereits instabile Zähne weiter lockern. Auch
bei operativen Maßnahmen in diesem Bereich sollte man sich der besonderen
Voraussetzungen bewusst sein, die durch die Hypophosphatasie bestehen.
- Als medikamentöse
Schmerztherapie besonders geeignet scheinen nonsteroidale anti-entzündliche
Medikamente (NSAIDs) wie z.B. Acetylsalicylsäre, Diclofenac, Ibuprofen
oder Naproxen (letztere beide v.a. im Kindesalter), da sie als Prostaglandinsyntheseblocker
am effektivsten wirken.
- Genetische
Tests können/sollten schon bei der Familienplanung mit einbezogen werden,
besonders, wenn es in der Familie bereits ähnliche Erkrankungen des Skeletts
oder der Knochen gegeben hat. Auf alle Fälle erscheint eine genetische Beratung
sinnvoll.